"I have a dream"...
Was ist unsere Vision einer zukunftsfähigen menschenwürdigen Gesellschaft in Deutschland?
Wie könnte die Balance zwischen Egoismus und Altruismus, Individualität und Gemeinschaft, Konsum und Verzicht, Leistung und Hilfe, Führung und Unterordnung aussehen?
Welche Rollen haben Eliten? Arbeitslose? Minderheiten? Wie können Alte und Junge, Männer und Frauen -mit und ohne Kinder- in Zukunft zum gegenseitigen Nutzen zusammenleben?
15 Comments:
Habe dieses umfangreiche Thema nochmals aufgegriffen,weil wir damals bei der Diskussion unterbrochen wurden. Die Fragen stammen noch von unserer "Linkmaschine" Walter und entwickelten sich aus der Fragestellung: Wie schaffen wir eine neue Solidarität in Deutschland?
Vielleicht ist dieses Thema zu umfangreich, aber wir könnten ja einfach mal sammeln(Brainstorming).
Also mal ein ganz aktueller Aspekt:
Die räumliche und gesellschaftliche Trennung der Schichten führt zu einer Selektion, siehe Hauptschule in Berlin-Neukölln, die wiederum die räumliche und gesellschaftliche Trennung vorantreibt... Eine Spirale also, deren Anfang mindestens gut 40 Jahre zurückliegt, wenn nicht sogar über hundert... Denn: Wo sind denn beispielsweise in Berlin die Sozialbauwohnungen und Asylantenheime? Und wer hat das so entschieden? Warum nur?
Mittlerweile ist die Spaltung zu stark vorangeschritten, dass es kaum noch eine Möglichkeit gibt, Zusammführungen in Angriff zu nehmen. Was würde denn passieren, wenn mitten in Zehlendorf ein Sozialbaukomplex entstünde. Ha, was für eine schööne Vorstellung! :o) Da wäre ja wohl nur noch Rabatz... Hätte man aber ähnliche Ansätze von Anfang an verfolgt, dann gäbe es jetzt vielleicht nicht die Probleme, mit denen wir momentan konfrontiert sind. Nunja, was heißt eingentlich "jetzt" und "momentan"? Ich bin in Neukölln (OH, Screck! Was für ein furchtbares Outing! ;o)...) auf eine Grundschule gegangen, die an das Gelände einer Hauptschule grenzte. Da wurden auch schon Lehrer verprügelt, Gebäudekomplexe angezündet und man hat mit Drogen gedealt.Aber das war nicht erst gestern. Was ich damit sagen will ist: Guten Morgen, allerseits! Was soll jetzt bloß all die Aufregung? Hat doch schon damals niemanden gekümmert... Und überhaupt: Schüsch lan! Hab isch doch noch voll konkret die Kurve gekriegt, oda was?
Naja, gut. Ich seh schon. Die Ausführungen bringen natürlich reichlich wenig im Bezug auf eine Lösung für die Zukunft... :o)
Naja, aber der Ansatz der Integration, nicht nur von Mitbürgern mit Migrationshintergrund, sondern auch von unteren Schichten unserer Gesellschaft ist m.E. das A und O.
Unser gesellschaftliches Leben ist eine mehrsprurige Autobahn. Die breite Mittelspur ist das Gros der Bevölkerung. An ihr orientiert sich das öffentliche Leben. Hier sind die Normen, Regeln und Gesetze angelehnt. Links und rechts gibt es diverse Nebenspuren, die jeweils einen kleinen oder "unbedeutenden" Teil unserer Bevölkerung ausmachen. Diese fallen bei den Festlegungen bezüglich der großen breiten Masse aus dem Rahmen und können somit nur bedingt an diesem Leben teilhaben. Das muss anders werden!
@cate
Und wenn dann alles anders ist, wie sieht das dann konkret aus?
Wo setzt du Wie an?
Nur ganz kurz auf der Durchreise... Habt Ihr Heribert Prantls 10 Regeln gelesen? Er bringt es immer wieder auf den Punkt!
@Bette:
Ja, das ist der Hammer! Und knüpft eigentlich auch da an, wo ich aufgehört habe...
Nämlich (@Andrea):
Schulen und Kindergärtnen sind die einzigen Orte für viele Kinder und Jugendliche Chancengleichheit zu erlangen. Wenn dort ebenfalls selektiert wird, geht die gesellschaftliche Spaltung unaufhaltsam ihren Weg. Vielleicht sollte man sich mal andere Schulmodelle anschauen. Zum Beispiel Finnland (Jaja, ich weiß...):
Dort gibt es gar keine Trennung durch verschiedenanrtige Schultypen, sondern Stufenregelungen. Das heißt, die Schüler gehen solangen gemeinsam auf die gleichen Schulen, bis der eine oder andere leistungsbedingt aus dem Schulweg ausscheidet und in die Ausbildung etc. geht. Dafür gibt es dann mehrere Stufen, die es zu erreichen gilt und für die Lehrkräfte ist das auch das Ziel: Möglichst vielen Schülern das passieren der Leistungsstufen zu ermöglichen.
Zur räumlichen Trennung: Kulturelle Communities sind nichts falsches. Es ist sehr schön, wenn sich Mitbürger mit anderem kulturellen Hintergrund einen Raum schaffen, in dem sie beispielsweise ihrem religiösen oder familiären Alltag mit gleichartig geprägten Menschen nachgehen können. Nur sollte man diese Communities nicht sich selbst überlassen. So findet doch erst eine Ghettoisierung statt. Man überlässt sie einfach ihrem Schicksal und ist letztendlich sogar froh, dass man sie vom Hals hat. Stattdessen sollten die Gemeinden viel mehr Interesse an diesen Gemeinschaften haben und ihnen ihre Hilfe anbieten. So kann eine auf der einen Seite kulturell vielfältige Community entstehen, die auf der anderen Seite aber menschenwürdige Lebensumstände aufweist. Dann böten solcherlei "Stadtteile" auch nicht mehr Anlass für Furcht und Meidung durch Bürger anderer Bezirke. Unter Umständen könnten sich an den "Grenzen" zwischen diesen Bezirken "Mischkulturen" bilden, die ganz neuartige Auffassungen beider Lebensweisen aufgriffen.
Ich weiß, dass das sehr idealistisch ist. Ich lebe in Kreuzberg! Und ich würde mich in Zehlendorf zu Tode langweilen... Trotz Grunewald und Trallala. So! ;o)
Nix gegen Leute, die in Zehlendorf wohnen... ;o)
@cate
Ich finde das ist ein guter Ansatz!
Bei uns finden regelmäßig Starassenfeste statt, die von den unterschiedlichsten Kulturen organisiert werden. Diese Strassenfeste sind wirklich immer sehr gut besucht und man könnte meinen, es gäbe überhaupt keine Berührungsängste.
Leider ist dann am anderen Tag wieder alles beim Alten. Die, die gestern noch gemeinsam ein Bier getrunken haben, sagen sich heute höchstens die Tageszeit.
Für mich bedeutet dies, dass wir noch viel mehr Berührungspunkte schaffen müssen.
Das stimmt! Nur man muss Acht geben, dass die "Berührungspunkte" nicht zum Anhaltspunkt werden, auf höchst oberflächliche Weise Schubladen zu öffnen. Religion wäre da so ein heikles Thema. Konfrontation muss sein, und das sehr sehr bald. Aber es birgt auch gefahren...
Ich war letztens in der Bundeszentrale für Pol. Bildung in Berlin und hab mal ein Buch über den Islam abgegriffen. Bin aber monentan noch bei Kapuscinski und Afrika. Eben alles nacheinander... ;o)
@cate
Hatte zuerst Poolbildung gelesen -auch nicht schlecht ;-)
Ich habe vor einiger Zeit den Koran gelesen, da ich mich mit dem Thema "Frauen im Islam" etwas näher beschäftigen musste.
Das ist wirklich keine einfache Sache, wenn nicht beide Seiten aufeinander zugehen.
Wahrscheinlich ist dieses Posting doch zu komplex, denn "ausgelutscht" kann dieses Thema nicht sein!
Vielleicht findet sich hier aber auch das Spiegelbild dessen, was sich in unserer Gesellschaft abzeichnet. Jeder wartet darauf, dass der Nachbar anfängt :-)
Die Medien packen das Thema Minderheiten und Aufhebung von Berührungsängsten an. ARD - Themenwoche Krebs und noch viele andere Kampagnen (Hiv und Aids). Aus meiner Sicht sehr lobenswert.
@Andrea:
Genau! Ich denke, das ist im allgemeinen der beste Anfang. Solange nämlich Berührungsängste herrschen, kann auch keine Integration stattfinden. Das gilt nicht nur für das Thema Krebs und auch nicht nur für Krankheiten im allgemeinen. Dieses Prinzip lässt sich in den verschiedensten Bereichen anwenden (siehe auch meine Ausführungen zum Thema Afrika). Daher halte ich es eben auch für sinnlos gleich Forderungen an die Gesellschaft zu stellen, seien es finanzielle oder soziale. Erstmal muss umfassend aufgeklärt werden, denn, wie du ja auch hier schon festgestellt hast, erscheinen viele Themen ohne ausreichende Aufklärung viel zu monströs und komplex, als das das Gros der Gesellschaft sich überhaupt in der Lage fühlt, sich damit eingehend befassen zu können. Es ist eben schwierig sich richtig zu verhalten, wenn man keinerlei Vorstellungen von der Perspektive des anderen hat. Dann verhält man sich eben lieber "garnicht" und geht der Konfrontation aus dem Weg. Es kommt zur Tabuisierung. Das ist für die Betroffenen aber eine schreckliche Situation, weil sie somit nur schwer einen Weg zufück in die "Normalität" finden. Stattdessen verbringen sie ihren Alltag dann mit Gleichgesinnten, in Selbsthilfegruppen oder wohnen in entsprechenden WG-Projekten etc. Daran ist ja an und für sich nichts auszusetzen. Es ist eben auch in vielerlei Hinsicht praktisch. Nur ist eben ja gerade deshalb "praktisch", weil die Gesellschaft diesbezüglich keine praktikable Alternative bietet. Wenn also hier eine Veränderung stattfinden würde, bräuchte es auch weniger "geschlossene Gesellschaften", wie eben Zusammenkünfte Gleichgesinnter. Am Beispiel eines behinderten Menschen, der regelmäßige medizinische Versorgung benötigt lässt sich das sehr gut darstellen: In der Regel sind es entweder Angehörige (und das ist leider auch oft die Ausnahme) oder mobiles bzw. stationäres medizinisches Personal, die die Aufgabe der Medikamentenverabreichung übernehmen. Und solange es zum Beispiel ein Tabu beim Großteil der Bevölkerung ist, jemanden eine Spritze zu setzen, was aufgrund eines Kreislaufes aus Tabu und darausfolgender Abneigung, die wiederum zu einer Tabuisierung führt etc. der Fall ist, kann ein behinderter Mensch in einer solchen speziellen Situation nie eigenständig am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und ist immerzu angeweisen auf bestimmte Menschen in seinem Leben und lebt in einer unfreien Abhängigkeit. Wie traurig! Dabei wäre es nun wirklich kein Problem für sein gesellschaftliches Umfeld, diese Bereitschaft zu übernehmen...
Es gibt sehr sehr viele Tabuthemen, die ähnliche Situationen hervorrufen, denen man mit Aufklärung und Konfrontation entgegenwirken kann. Und ich finde es gut, dass eben zum Beispiel zumindest ein öffentlich rechtlicher Sender die Bereitschaft aufweist, sich solch einer Problematik zu stellen, in Zeiten von Superstars, Klingeltönen und Fussball-WM.
@Cate
Meine ganze Zustimmung hast du.
Das Thema Behinderung oder Behinderte, ist ein ziemlich gutes Thema. Wir sollten häufiger auch mal bei unseren Nachbarn (Holland,Belgien)spionieren. Deutschland ist nämlich verdammt behindertenunfreundlich! Es gab in den letzten Jahren sicherlich schon Verbesserungen, diese reichen aber noch lange nicht aus.
Und einmal mehr greifen die Medien Thema Ausgrenzung (diesmal Behinderte) auf. Ich bin beeindruckt! Dies in Kombination mit dem Gleichstellungsgesetz ist wirklich mal ein verdammt guter Anfang.
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